Fehlerkultur

Nahezu jeder kennt es. Da passiert einem ein Fehler und schon laufen einem all die Bilder von ähnlichen Situationen durch den Kopf. Diese reichen vom pedantischen Mathelehrer der Schulzeit, bis hin zum verständnislosen Chef bei der Arbeit und auch das Bild des kopfschüttelnden Arbeitskollegen hat wohl jeder schon mal gesehen. Die Frage, die wir uns stellen sollten ist aber nicht ob wir uns daran erinnern, sondern ob uns diese Form der Fehlerkultur voranbringt. Finden wir es gemeinsam heraus…

 

Ich hatte Glück!

Sowohl in meiner Schulzeit, als auch zu Beginn meines Arbeitslebens bin ich nahezu ausschließlich auf Menschen gestoßen, für die Fehler zum Lernprozess gehörten. Ich erinnere mich noch heute an meinen Kunstlehrer, der gern sagte: „Wer nichts tut, macht keine Fehler.“ Eigentlich meinte er in seiner gewohnt liebenswerten Art, wer keine Fehler macht, tut auch nichts. Damals ging mir der Spruch regelmäßig auf die Nerven. Über zwanzig Jahre später kann ich sein gebetsmühlenartiges Wiederholen dieses Satzes nicht nur nachvollziehen, sondern bin froh, dass ich einen Lehrer hatte, der für uns Fehler zuließ.

Ähnlich verhielt es sich auch mit einem meiner ersten Arbeitgeber, der, wann immer ich in der Anfangszeit einen Fehler beging, in stoischer Ruhe anmerkte: „Tja, dat war wohl nichts. Weiß´t jetzt, wie´s geht?“ Lautete meine Antwort daraufhin, „Nein“, zeigte er mir, wie es richtig ging und half mir, den Fehler auszubügeln. Lautete meine Antwort hingegen „Ja“, so sagte er nur: „Dann kommt das ja nicht wieder vor.“

Ich will jetzt nicht behaupten, dass er mir, je mehr Fehler ich machte, mehr Vertrauen schenkte, aber ganz falsch ist diese Aussage auch nicht. Denn mit jedem Fehler, den ich machte und bei dem er merkte, dass ich daraus lernte, ließ er meine „Zügel“ etwas lockerer. Also hat er mir in gewisser Hinsicht schon mit jedem Fehler mehr Freiheiten eingeräumt. Heute weiß ich, welches Glück ich hatte, gerade in meiner Prägungsphase auf solche Menschen gestoßen zu sein.

Denn mit zunehmendem Alter und als mehrfacher Vater wächst bei mir der Eindruck, dass diese Menschen weniger werden oder sich zumindest andere Berufsgruppen ausgesucht haben. Denn zunehmend hör ich nicht nur von meinen Jungs, dass Lehrer oder auch Trainer in ihrem Unterricht voraussetzen, dass das, was eigentlich gerade vermittelt werden, möglichst bereits beherrscht werden soll.

Auch in meinem beruflichen Umfeld merke ich immer wieder, dass Fehler ein rotes Tuch darstellen. In der gängigen Praxis sollen keine Fehler gemacht werden. Wer Fehler macht, wird gern bloßgestellt, im schlimmsten Fall wird sogar ein Sündenbock gesucht. Viele Führungskräfte sind bei Fehlern mehr damit beschäftigt, ihren Anzug mit Teflon zu beschichten, als der Ursache des Fehlers auf den Grund zu gehen, den Mangel abzustellen und den Fehler so als Anlass zu betrachten, Prozesse zu verbessern. Vorrang hat meist die Schadensabwehr vom eigenen Standing.

 

Welche Folgen hat eine solche Fehlerkultur?

Eine Organisation, vollkommen egal ob Unternehmen, Verwaltung oder gemeinnütziger Verein, wird über kurz oder lang ihre Anpassungs- und Innovationsfähigkeit verlieren und somit auch absehbar, den Anschluss. Mitarbeiter, denen Fehler kontinuierlich strafend vorgehalten werden, werden sich bei ihrer Arbeit nach Möglichkeit nur noch auf solche Tätigkeiten beschränken, bei denen sie nicht befürchten müssen, Fehler zu begehen. Neue Wege und komplizierte Abläufe werden für solche Mitarbeiter ein Tabu. Sie verfahren lieber nach Schema „F“ oder, wie mein Kunstlehrer es so schön sagte: „Wer nichts tut, macht keine Fehler.“

Jetzt kann man natürlich dagegenhalten, dass Führungskräfte genau dafür da sind, um die Fehlerrate möglichst gering zu halten. Das höre ich zwar immer wieder, halte es aber, um es in aller Deutlichkeit zu sagen, für eine sehr eindimensionale und triste Stellenbeschreibung einer Führungskraft.

 

Wie sollten wir mit Fehlern umgehen?

Führungskräfte prägen die Fehlerkultur. Dabei befinden sie sich nun einmal in einem Spannungsfeld zwischen niedriger Fehlerrate und dem Erhalt der Innovationsfähigkeit. Beides trägt zum unternehmerischen Erfolg elementar bei. Man sollte sich aber immer dessen bewusst sein, dass jedem Fehler unterlaufen. Nach meiner Erfahrung werden Fehler meist dann gefährlich, wenn versucht wird, sie zu vertuschen. Zeigen Mitarbeiter jedoch Charakter und stehen zu ihren Fehlern, versuchen, diese zu beheben und anschließend daraus zu lernen, erwachsen aus Fehlern häufig auch Chancen. Noch besser ist es, wenn Mitarbeiter durch Fehler so motiviert werden, dass sie hieraus abstrahier- und skalierbare Verbesserungen generieren. Denn glücklicherweise ähneln sich Probleme und Lösungen, die innerhalb des Lebenszyklus einer Unternehmung auftauchen und nicht jeder Mitarbeiter muss jeden Fehler persönlich machen. Der Mensch ist theoretisch in der Lage aus Fehlern anderer zu lernen. In wie weit das auf den einzelnen übertragbar ist, hängt meist von der jeweiligen inneren Einstellung ab.

Ich bin froh, dass ich damals die Gelegenheit hatte, an meinen Fehlern zu wachsen. Ich glaube fest daran, dass das, was für Mitarbeiter gilt, auch für die Organisation gilt, für die sie arbeiten. Man kann an Fehlern wachsen. Voraussetzung ist jedoch, dass man nicht nur eine eindimensionale Betrachtung auf Fehler pflegt.

Ich muss jedoch einräumen, dass ich unserem Hund bislang noch keine innovationsorientierte Fehlerkultur nahebringen konnte. Auch die Aussicht auf eine doppelte Portion Fressen  vermag nicht, bei ihm eine Einsicht zu generieren. Er bleibt bei seinem verständnislosen, ja abwertenden Gesichtsausdruck. Allerdings sind Beagle, bei aller Liebenswürdigkeit ja auch gerade für ihre eindimensionale Betrachtung futterbasierter Entwicklungen bekannt. Entweder im Napf ist was drin oder nicht.

Falls Sie nun zu dem Schluss gekommen sind, dass die Implementierung einer innovationsorientierten Fehlerkultur und somit die Schaffung einer Lernkultur eine Option für Ihr Unternehmen darstellt und ich Sie hierbei unterstützen soll, biete ich Ihnen gerne ein unverbindliches und kostenfreies Erstgespräch an.

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