
Dieser zugegebenermaßen recht provokante Ausspruch vom blonden Hans ist sehr direkt. Aber ist er auch richtig? Ist er nur ein herablassender Ausdruck eines hochgejubelten Prominenten? Oder steckt in diesem Ausspruch eines Hamburger Originals gar eine alte, gegebenenfalls hanseatische Grundweisheit, die man auch heute noch, nicht nur im Wirtschaftsleben, berücksichtige sollte? Finden wir es gemeinsam heraus…
Meine Wenigkeit vs. Hanseatische Zurückhaltung
Hier bei uns in Hamburg gilt die Hanseatische Zurückhaltung als eine Tugend. Aber man sollte nie den Fehler begehen, diese Form der Zurückhaltung und die im allgemeinen Sprachgebrauch benutzte Bescheidenheit gleich zu setzen. Im Gegensatz zur Hanseatischen Zurückhaltung, die für einen selbstbewussten Weg der Mitte steht, bildet der allgemeingebräuchliche Begriff Bescheidenheit mit seinen Synonymen Genügsamkeit, Einfachheit und Anspruchslosigkeit den Gegenpol zu Begriffen wie Geltungssucht, Überheblichkeit, Maßlosigkeit oder Prunksucht.
Auf den ersten Blick könnte man nach dieser Definition sagen, dass ein bescheidener Mensch doch etwas Erstrebenswertes sei. Das mag tatsächlich in vereinzelten Fällen so sein. Aber ist das auch generell so? Je älter ich werde und je mehr Erfahrungen ich im Berufsleben sammle, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass an obigem Ausspruch von Hans Albers doch etwas dran ist.
Ich höre immer wieder von Führungskräften, dass sie von einzelnen Mitarbeitern angetan seien, deren Bescheidenheit bewundernswert sei. Das klingt erstmal toll. Im weiter fortgeschrittenen Gespräch wird dann meist der Grund offenbar, warum Führungskräfte solche Mitarbeiter mögen. Sie verhalten sich unauffällig, erledigen die von ihnen durchschnittlich erwartete Arbeit und verursachen im Regelfall keine Probleme. Auch die Frage nach Gehaltserhöhungen und Aufstiegsmöglichkeiten kommt in diesem Personenkreis nach meiner Erfahrung eher unterdurchschnittlich häufig vor. Soweit zur arbeitgeberseitigen Betrachtung.
Ironischer Weise höre ich dann aber oft genau aus diesem Personenkreis der Bescheidenen, wie unzufrieden sie mit ihrer Arbeit seien. Ihr Engagement würde nicht gesehen. Nach meiner individuellen Erfahrung unterteilen sich die bescheiden wirkenden Mitarbeiter in drei Gruppen. Da wären zum einen diejenigen, die eher unterdurchschnittliche Arbeitsleistung erbringen, diese aber durch vorgeblich bescheidenes Verhalten zu überdecken versuchen. Die zweite Gruppe wären diejenigen, die zwar durchschnittliche Arbeitsleistungen erbringen, diese aber durch eine bescheidene Art aufzuwerten versuchen. Beide Gruppen, versuchen ihre Arbeitsleistung durch tiefstapeln und beinahe unterwürfiges Verhalten besser aussehen zu lassen, als dies real betrachtet der Fall ist. Die dritte Gruppe, die aber aufgrund ihrer geringen Zahl vernachlässigbar ist, ist jene derer, die an einem gering ausgeprägten Selbstwertgefühl leiden.
Was ist die Folge solcher Bescheidenheit?
So betrachtet erfüllt bescheidenes Verhalten in den meisten Fällen lediglich eine Schutzfunktion und bewirkt, dass Mitarbeiter zu ihrem Schaden und auch zum Schaden ihrer Arbeitsgeber ihre eigenen Ressourcen nicht ausschöpfen und eher selten dazu neigen, sich weiter zu entwickeln. Man könnte auch sagen, dass sie es sich gemütlich eingerichtet haben und ihre Komfortzone nicht verlassen möchten.
Positive Entwicklungen erwachsen aber nicht aus angepasstem Verhalten. Angepasstes Verhalten führt nicht nur in wirtschaftlichen Zusammenhängen zum Verlust des USP und somit zum sukzessiven Niedergang. Erfolg ist Folge von Diskussionen, Auseinandersetzungen, Argumentationen und nicht zuletzt, dem notwendigen Durchsetzungsvermögen. Das gilt nicht nur für den Firmeninhaber, sondern im besten Falle für das gesamte Team.
Das bedeutet aber mittel- und langfristig, dass solche Menschen, real betrachtet, meist eher unterdurchschnittlich produktiv sind und die Firma nicht voranbringen.
Sei Du selbst!
Schon meine Oma hat damals gesagt: Stell Dein Licht nicht unter den Scheffel. Und nach meiner eigenen Erfahrung ist genau das, das richtige Vorgehen. Das bedeutet natürlich nicht, dass man angeben oder sich in den Vordergrund spielen soll, sondern genau den oben beschrieben selbstwussten Weg der Mitte einschlagen sollte. Und ja, das dürfen nicht nur Hanseaten, sondern das steht unter anderem auch Bayern oder Berlinern gut zu Gesicht.
Vielleicht kann man vom blonden Hans noch so einiges lernen, was noch heute gilt. Wie heißt es doch in seinem unvergessenen Duett mit Heinz Rühmann so schön:
Wer hinterm Ofen sitzt
Und die Zeit wenig nützt
Schont zwar seine Kraft
Aber wird auch nichts erreichen.
Wer aber nicht viel fragt
Und geht los, unverzagt
Für den gibt's kein Fragezeichen
Und dergleichen, bis er´s schafft. […]
Und auch für diejenigen „Lumpen“, die sich in Bescheidenheit üben und sich darüber beschweren, dass Ihre Arbeitsleistung nicht gewürdigt wird, hatte Hans Albers schon damals einen guten Rat in einem seiner Lieder:
Heut muß ein Mann seinen Mann stehn
Wenn er was will und was kann
Heut Darfst Du hinten nicht anstehn
Sonst kommst du vorne nicht dran
Zeig, daß du auch auf der Welt bist
Nur immer ran an den Speck
Wenn dir die Straße verstellt ist
Spring über alles hinweg […]
Ich denke, dass der geneigte Leser bereits gemerkt hat, dass ich ausgesprochener Fan von Hans Albers bin. Nicht nur das in „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ vermittelte maritime Lebensgefühl bei einem Kiezbummel ist noch heute genauso richtig, wie früher. Nahezu jedes Mal, wenn ich von einer beruflichen Reise über die Elbbrücken fahre, muss ich an die folgenden Zeilen denken:
Ganz da hinten, wo der Leuchtturm steht
Wo das weite Meer zu Ende geht
Liegt ein kleiner Ort
Und dort ist mein zu Hause […]
Es lohnt sich also auch mal links und rechts des Wegesrands zuzuhören. Vielleicht kann man etwas für sich entdecken. Summa summarum gilt aber:
Sei Du selbst, tue Gutes und rede darüber.
Wer es aber weniger mit Film- und Musikikonen des 20. Jahrhunderts halten möchte, kann auch gern auf Johann Wolfgang von Goethe zurückgreifen, der schon viel früher postulierte:
Nur die Lumpen sind bescheiden, Brave freuen sich der Tat.
Wenn auch Sie nun wieder tätig werden und das Heft des Handelns in die eigenen Hände nehmen möchten, ist es keine Schande, sich einer Hilfe zu bedienen. Falls ich Sie hierbei unterstützen soll, biete ich Ihnen gerne ein unverbindliches und kostenfreies Erstgespräch an.